Warnsignale bei radikalisierten Einzeltätern: Neue Studie zur Früherkennung terroristischer Akteure in Europa
In einer aktuellen Studie analysierte das Institut Psychologie & Bedrohungsmanagement (I:P:Bm) gemeinsam mit dem US-amerikanischen Terrorismus-Experten Reid Meloy 22 Fälle von radikalisierten Tätern aus Europa. Fünfzehn der terroristischen Akteure handelten alleine, sieben hatten sich zu Paaren bzw. kleinen Zellen zusammengeschlossen.
Bei jedem einzelnen der Anschläge traten im Vorfeld Warnsignale im Verhalten auf. Für die Analyse wurde die von Reid Meloy entwickelte Liste von Risikomarkern TRAP-18 verwendet. Die Mehrzahl der Täter zeigte dabei eine große Zahl von Warnsignalen im Vorfeld, konkret 13 der insgesamt 18 TRAP-Faktoren (72%). Risikomarker, die in nahezu allen untersuchten Fällen identifiziert wurden, waren beispielsweise Tatvorbereitungshandlungen, Andeutungen gegenüber Dritten einen Terrorakt zu begehen, das Scheitern beruflicher Ziele oder eine für das Umfeld erkennbare Veränderung in Richtung Radikalisierung.
Die Herausforderung ist, wie sich solche Auffälligkeiten im Vorfeld erkennen lassen, ohne dass dies zu Stigmatisierungen oder Vorurteilen führt. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass solche Auffälligkeiten an unterschiedlichen Stellen auftreten können ohne dass jemand die Warnzeichen zusammenführt. Die neue Studie zu radikalisierten Tätern konnte aufzeigen, dass mit dem TRAP-18 nun ein wissenschaftlich für Europa validierter Ansatz vorliegt, der es ermöglicht bei Auffälligkeiten ein Risiko fachlich professionell abzuklären. Mittlerweile wurden bereits erste Fachpersonen aus Sicherheitsbehörden, Bildungseinrichtungen, sozialen Trägern und Unternehmen in Europa mit den TRAP-18 Faktoren geschult.
Falls Sie die Studie im Original zugesendet haben möchten, nehmen Sie bitte Kontakt auf.
I:P:Bm Leiter Dr. Jens Hoffmann steht zudem telefonisch als Interviewpartner zur Verfügung.
Meloy, J. R., Roshdi, K., Glaz-Ocik, J. & Hoffmann. Investigating the Individual Terrorist in Europe. Journal of Threat Assessment and Management, 2, 3-4, 140-152.