von Beatrice Wypych und Mirko Allwinn, I:P:Bm
Im Forschungsverbund X-SONAR arbeitet I:P:Bm daran die Wege hin zu schweren zielgerichteten Gewalttaten für die Prävention nutzbar zu machen. Dafür analysieren wir die Kommunikation und das Verhalten von Tätern. Auch das Attentat von Halle zeigt nun wieder altbekannte Muster – die Nachahmung von falschen „Vorbildern“. Durch das Internet und das mediale Interesse werden dieser Tage neue Skripte geschaffen. Es liegt an der Darstellung nach außen, ob dadurch Taten glorifiziert oder öffentlich geächtet werden.
Gewalttaten wie zuletzt in Halle an der Saale zeigen leider, dass einfache Schablonen und Handlungsskripte verfügbar sind und von einzelnen Tätern imitiert werden. In den 90ern wurde bei der Schulamoktat in Columbine noch nicht darauf geachtet, Tätermaterial unter Verschluss zu halten. Dadurch lagen Schablonen für Taten vor. Die Optik und Ausrüstung bei Tatbegehung und Ideologiefragmente waren von nun an verfügbar im Internet. Einige Täter nutzen ihre Taten und ihre vorher angefertigten Medien zur Selbstinszenierung. So sollten ihre Hinterlassenschaften Vorurteile streuen, Gesellschaften verunsichern, die gegenseitige Schuldzuschreibung befeuern und somit einen Keil zwischen Menschen und letztlich durch unsere Gesellschaft zu treiben.
Neben uns Kriminalpsychologen, die sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis tätig sind, als auch Journalisten, Politiker und Personen mit einer großen Reichweite haben die Verantwortung für eine sachlich zurückhaltende Berichterstattung. Dadurch können Nachahmungstaten verhindert werden. Die Täter müssen eine Randnotiz in der medialen Darstellung einnehmen. Demokratische Werte müssen in den Vordergrund rücken. Somit kann einer Polarisierung der Gesellschaft entgegen gewirkt werden und die Wahrscheinlichkeit für weitere zukünftige Taten wird reduziert.
Vernunft, Gelassenheit, Ausdauer und Geschlossenheit sind stärker als der Hass einzelner.